Pressemitteilung der Stadt Braunschweig von Donnerstag, 25. Juni 2020
Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa haben sich in einer Video-Konferenz am 24. Juni mit Vertretern regionaler Kammern, Verbände und weiterer Institutionen darüber ausgetauscht, wie die Braunschweiger Wirtschaft bislang durch die Corona-Krise gekommen ist, wie die von der Stadt ergriffenen Maßnahmen wirken und welche weiteren Schritte die Partner gemeinsam unternehmen können, um den Unternehmen bei der Bewältigung der Krise zu helfen.
Unmittelbar nach der Verfügung bundesweiter Kontaktbeschränkungen und den damit verbundenen Schließungen im März hatte die Braunschweig Zukunft GmbH die Bildung eines regionalen Beratungsnetzwerks initiiert, um betroffenen Unternehmen der verschiedensten Branchen den Weg zu schneller und gezielter Beratung angesichts der enormen Herausforderungen zu ermöglichen. Kammern, Verbände, Interessengemeinschaften und öffentliche Institutionen sind die engagierten Partner des Beratungsnetzwerks.
Zugleich lotete die Stadt Braunschweig aus, wie sie Unternehmen kurzfristig finanziell entlasten und zur Liquiditätssicherung beitragen kann. So hat sie Mieten für städtische Gebäude gestundet, Stundungen oder Herabsetzungen der Gewerbesteuer auf Antrag akzeptiert, die Sondernutzungsentgelte für Gastronomie und Einzelhandel erlassen bzw. reduziert und zudem einen eigenen städtischen Hilfsfonds für existenziell bedrohte Unternehmen und Kulturschaffende aufgelegt. In Summe hat die Stadt Braunschweig so bisher rund 41 Millionen Euro an Unterstützungshilfen für die lokale Wirtschaft dauerhaft oder temporär geleistet und damit auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen beigetragen. Welche Unterstützungsmaßnahmen darüber hinaus ergriffen wurden, hat das Wirtschaftsdezernat in einem Maßnahmenpapier zusammengetragen, das jetzt dem Wirtschaftsausschuss vorgelegt wurde.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth: „Die Pandemie betrifft alle Bereiche der Wirtschaft. Ich freue mich über die gute Zusammenarbeit zwischen Kammern, Verbänden und Behörden, durch die wir den Unternehmen in dieser gravierenden Krise gemeinsam und schlagkräftig zur Seite stehen können. Auf diese Geschlossenheit wird es auch künftig bei der Bewältigung der Pandemie und ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen ankommen, denn beides wird uns noch lange begleiten.“
Olaf Jaeschke, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsausschusses Innenstadt, lobte ebenfalls die gute Vernetzung zwischen den Akteuren in Braunschweig und der Region. Handel und Gastronomie hätten gemeinsam mit Partnern und Verbänden vieles bewegt, um das Beste aus der enorm schwierigen Situation zu machen.
Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Region Braunschweig, machte deutlich, dass neben der stark im Fokus stehenden Gastronomie und dem Einzelhandel auch viele Unternehmen aus anderen Branchen erhebliche Einbußen verkraften müssten. Als Beispiele nannte er den für Braunschweig maßgeblichen Maschinenbau, dessen exportorientiertes Geschäft im Zuge der internationalen Krise stark leide. Aber auch die Digitalbranche, die in der Region Braunschweig stark auf die Automobilbranche fokussiert sei, stehe vor großen Herausforderungen. Bernschneiders Appell lautete daher: „Die Konjunkturpakete müssen dringend auch beim Mittelstand ankommen.“
Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, betonte, dass Unternehmen angesichts der Fülle an Förderprogrammen – ob coronabezogen oder nicht – vor allem einen transparenten und gut sortierten Überblick über aktuelle Unterstützungsangebote bräuchten, da diese häufig branchenspezifisch ausgerichtet seien. „Bei der Beantragung von Fördermitteln ist eine passgenaue Beratung unschätzbar wertvoll, damit die Unternehmen diese optimal ausschöpfen können“, so Löbermann.
Als wichtiges Element zur Ankurbelung der Wirtschaft benannte die Runde Investitionen, zum Beispiel in Form öffentlicher und privater Baumaßnahmen. Soweit möglich sollten diese nicht aufgeschoben werden. Diese Investitionen tragen unmittelbar zur Stärkung der Betriebe bei. Frank Ahlborn, Stabsabteilungsleiter der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade: „Für das Handwerk sind öffentliche Investitionen die beste Wirtschaftsförderung.“
Die Probleme der Tourismus-Branche verdeutlichte Hotelier Wieslaw Puzia, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsausschusses Tourismus Braunschweig: „Die Geschäftsreisen sind bei Weitem nicht auf früherem Niveau, das bedeutet tiefe Einschnitte für die Hotelbranche.“ Zudem seien viele Veranstaltungs-Highlights abgesagt. Hoffnungen machen Puzia der Lichtparcours und der kürzlich veröffentlichte Merian Scout über Braunschweig, die Übernachtungsgäste zu einem Besuch in Braunschweig einladen sollen.
Einen Appell an Unternehmen aller Branchen richtete Gerald Witt, Chef der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, der sich dafür aussprach, gerade jetzt auf die Berufsausbildung im eigenen Unternehmen zu setzen. „Wer jetzt nicht ausbildet, schießt ein unternehmerisches Eigentor“, so Witt. Durch die Krise seien Auszubildende aktuell tendenziell leichter zu finden, da der Arbeitsmarkt nicht so lehrgefegt sei wie zu konjunkturellen Spitzenzeiten. Schon bald würden ausgebildete Fachkräfte wieder sehr begehrt und schwer zu gewinnen sein.
Insgesamt fiel die Bilanz der bisherigen Kooperation und der gemeinsamen Aktivitäten positiv aus, die Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung hätten in Braunschweig gewirkt. Dennoch blieben die Herausforderungen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bestehen. Für die künftige Entwicklung sei entscheidend, dass der internationale Warenverkehr wieder funktioniert. Maßgeblich sei auch, das umsichtige Verhalten zum Schutz vor weiteren Infektionen aufrechtzuerhalten, um unbedingt eine Rückkehr zu Restriktionen zu verhindern. Der Austausch soll in den nächsten Wochen fortgesetzt werden.
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