AAI fordert bequeme Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Verkehrsarten, um hohe Zentralität beizubehalten

AAI fürchtet Verlust an Zentralität

­­Braunschweig, 03. Mai 2024

Braunschweigs Innenstadt muss gut und bequem erreichbar bleiben: Das fordert der Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e. V. (AAI). Für Fahrradfahrer könne und müsse man noch einiges tun, aber dafür dürfe man andere Mobilitätsformen nicht symbolisch benachteiligen. „Braunschweig soll weiterhin die führende Einkaufsstadt in der Region bleiben“, sagt Olaf Jaeschke, Vorsitzender des AAI. „Dazu gehört, dass die Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer gut und bequem zu erreichen ist. Dass es dem Braunschweiger Einzelhandel schadet, verschiedene Mobilitätsformen gegeneinander auszuspielen, hat sich letzten Sonntag gezeigt.“

Obwohl die Innenstadt während des Stadtfrühlings am vergangenen Wochenende sehr gut besucht war – laut Stadtmarketing lagen die Besucherfrequenzen 57 Prozent über den Vorjahreswerten – zeigten die Ergebnisse von Kundenbefragungen, dass nur 22 Prozent der Besucherinnen und Besucher nicht aus Braunschweig kamen. 2019 waren es an verkaufsoffenen Wochenenden im Durchschnitt noch 37 Prozent. „Durch Baustellen, Sperrungen und geschlossene Parkhäuser ist die Braunschweiger Innenstadt mit dem Auto derzeit schlechter zu erreichen“, so Jaeschke. „Das führt dazu, dass wir Besucherinnen und Besucher aus dem Umland verlieren, die aber wichtige Kundschaft für unseren Einzelhandel sind.“

Die hohe Zentralität sei bisher immer ein besonderes Qualitätsmerkmal der Braunschweiger Innenstadt gewesen und gleichzeitig das zentrale Argument für die Ansiedlung attraktiver Konzepte in Handel und Gastronomie in der Innenstadt. „Diese Position sollten wir nicht fahrlässig aufgeben. Die Situation durch die Verwerfungen im Einzelhandel ist schon schwierig genug. Wer Arbeitsplätze erhalten und Leerstand beseitigen will, der muss auch dafür sorgen, dass die Innenstadt für Menschen aus der Region als Ziel und damit für Handel und Gastronomie attraktiv ist. Dabei ist die Perspektive der Betroffenen entscheidend, die beispielsweise im ländlichen Raum oft auf den Pkw angewiesen sind und sicher keine schlechteren Menschen sind, weil sie Auto fahren“, so Jaeschke weiter. Kein Verständnis habe er deshalb für die allein auf das Fahrrad und die Einschränkung der Erreichbarkeit mit Pkws zielende Fokussierung einiger Gruppen, die an der praktischen Realität der Menschen außerhalb der Braunschweiger Ringgebiete vorbeigehe.

Wegen einer Kundgebung war am verkaufsoffenen Sonntag zusätzlich der Bohlweg in Richtung Norden für den Verkehr von 11:30 bis 17:00 Uhr gesperrt. Dadurch war das größte Parkhaus der Innenstadt nur über völlig überlastete Umwege erreichbar, es bildeten sich längere Staus. Eine Lösung wie am Samstag, ihre Aktivitäten auf dem Schlossplatz neben der Fahrbahn durchzuführen, lehnten die Veranstalter ab, es ging vor allem um die Sperrung für andere.

„Eine vernünftige Verkehrspolitik funktioniert nur im Miteinander“, so Jaeschke weiter. „Es kann nicht sein, dass Menschen aus der Region, ältere oder mobilitätseingeschränkte Personen, für die Radfahren keine Option ist und die nicht einfach so auf Bus und Bahn umsteigen können, daran gehindert werden, in die Innenstadt zu kommen. Und an einem verkaufsoffenen Sonntag potenzielle Besucherinnen und Besucher aus der Region durch die Ankündigung von Sperrungen von einem Besuch abzuhalten oder vor Ort negative Erlebnisse durch Staus zu bescheren, ist absolut kontraproduktiv.“ Damit mache man Besucherinnen und Besucher, die mit viel Engagement und Mühe des AAI und seiner Partner in die Stadt geholt wurden, zu negativen Botschaftern unserer Stadt. „Wer freut sich schon, dass er wegen ein paar Infoständen in einem langen Stau stehen muss, um sein Ziel zu erreichen? Welche Geste ist das gegenüber unseren Besuchern?“ Da seien kluge Angebote wie etwa das Weihnachtsmarkt-Kombiticket die bessere Antwort: attraktive Angebote für eine attraktive Einkaufsstadt.

Mit ihrer Mobilitätsplanung müsse die Stadt dafür sorgen, dass Braunschweig seinen Status als Oberzentrum mit Handel, Gastronomie, Kultur und Gesundheitsdiensten nicht verliere und eine attraktive Einkaufsstadt bleibe. Gleiches gelte für den Arbeitsort Braunschweig und die ansässigen Unternehmen, die um Fachkräfte kämpfen müssen. Mobilität müsse als kluges Angebot und Service gedacht werden, mit Anreizen und nicht als Schikane. „Das neu eingeführte 24-Stunden-Ticket in Teilen der Innenstadt ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung, reicht aber als Ausgleich für die eingeschränkten Parkmöglichkeiten durch die neue Gebührenordnung noch nicht aus“, so Jaeschke weiter. Für die Beschäftigten aus der Region und damit für die Betriebe sei die Situation nach wie vor ungenügend. „Wir brauchen wieder eine Willkommenskultur für Besucherinnen und Besucher aus der Region, das muss Grundlage des Mobilitätsentwicklungsplans sein“, fordert Jaeschke.

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