Jaeschke: „Menschen aus dem Umland sind auf das Auto angewiesen, um nach Braunschweig zu kommen.“
AAI sieht Antrag auf Erhöhung der Parkgebühren kritisch
Braunschweig, 29. Oktober 2024
Eine Erhöhung der Parkgebühren in der Braunschweiger Innenstadt um 45 Prozent: Das fordert die Grünen-Fraktion in einem Antrag zum Ergebnishaushalt 2025/2026. Der Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e. V. sieht diesen Vorschlag kritisch: „Unsere Innenstadt muss für alle Gäste bequem erreichbar bleiben, egal, auf welchem Weg sie herkommen“, sagt Olaf Jaeschke, Vorsitzender des AAI. „Mit einer Erhöhung der Parkgebühren würde Braunschweig ein absolut falsches Signal an potenzielle Besucherinnen und Besucher senden.“
Stattdessen fordert der AAI eine umsichtige Mobilitätsplanung, die die Interessen aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Blick habe. Dabei ginge es nicht nur um Braunschweigerinnen und Braunschweiger, sondern vor allem auch um Besucherinnen und Besucher aus dem Umland, die von einer schlechter werdenden Parksituation abgeschreckt würden, so Jaeschke. Er verweist auch auf die kürzlich erschienene „Deutschlandstudie Innenstadt 2024“ der CIMA Beratung+Management GmbH, die zu dem Ergebnis kommt, dass sich 60 Prozent der Menschen deutschlandweit bessere Parkmöglichkeiten in Innenstädten, eine günstige Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sowie genügend Parkplätze an Innenstadträndern wünschen.
„Unsere Befürchtungen sind ja nicht aus der Luft gegriffen“, so Jaeschke. „Nehmen wir die verkaufsoffenen Sonntage als Beispiel: An diesen Tagen kommen zwar die Braunschweigerinnen und Braunschweiger überwiegend zu Fuß, mit dem Rad oder Bus und Bahn – bei den Gästen aus dem Umland sieht es aber ganz anders aus.“ So reisten nach Befragungen des Stadtmarketings zu den verkaufsoffenen Sonntagen in den Jahren 2019, 2023 und 2024
zwar genauso viele Besucherinnen und Besucher aus der Region mit dem öffentlichen Nahverkehr an wie Braunschweigerinnen und Braunschweiger, allerdings setzten Menschen aus dem Umland zu 66 Prozent auf das Auto, aus Braunschweig nur zu 30 Prozent. Die Studie „Vitale Innenstädte 2022“ des Instituts für Handelsforschung zeige eine ähnliche Tendenz, erklärt Jaeschke.
„Die Menschen, die gut an den Nahverkehr angebunden sind, die nutzen ihn auch. Der Rest setzt aber auf eine individuelle Anreise mit Fahrrad oder PKW und braucht diese Flexibilität. Wer aber in den umliegenden Dörfern nur einmal in der Stunde in den Bus steigen kann, mit kleinen Kindern unterwegs ist oder aus anderen Gründen in seiner Mobilität eingeschränkt ist, der ist oftmals auf das Auto angewiesen“, so Jaeschke weiter. „Wir sehen schon jetzt, dass in den letzten Jahren immer weniger Menschen aus dem Umland zu den verkaufsoffenen Sonntagen nach Braunschweig gekommen sind.“ Laut Befragungen des Stadtmarketings kamen zu den beiden bereits stattgefundenen verkaufsoffenen Sonntagen 2024 rund 13 Prozent weniger Besucherinnen und Besucher aus der Region als noch 2019. Jaeschke: „Diese Entwicklung darf sich durch abschreckend hohe Parkgebühren nicht weiter zuspitzen.“
Stattdessen müsse die Stadt mit ihrer Mobilitätsplanung dafür sorgen, dass Braunschweig seinen Status als Oberzentrum mit Handel, Gastronomie, Kultur und Gesundheitsdiensten nicht verliere und eine attraktive Einkaufsstadt bleibe. Das Gleiche gelte für den Arbeitsort Braunschweig und die ansässigen Unternehmen, die um Fachkräfte kämpften. „Die Stadt sollte alles dafür unternehmen, dass sich Menschen aus der Region willkommen fühlen. Eine einseitige Mobilitätsplanung zulasten der Autofahrerinnen und Autofahrer wäre ein Schritt in die falsche Richtung“, sagt Jaeschke. So bezweifle der AAI, dass sich eine Erhöhung der Parkgebühren für die Stadt wirklich rechnen könne, wenn Einzelhandel und Gastronomie unter den dann wegbleibenden Besucherinnen und Besuchern leiden würden.
„Wir brauchen kluge Konzepte, keine einseitigen Maßnahmen“, so Jaeschke weiter. „Deshalb appellieren wir an die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung und im Rat, ausgewogene Lösungen zu finden, die sowohl die Besucherinnen und Besucher als auch die Akteurinnen und Akteure in der Innenstadt im Blick haben. Parken muss in der Innenstadt erschwinglich bleiben. Gleichzeitig könnte man zum Beispiel die Anreise mit Bus und Bahn mit einem lohnenden Angebot wie einem Wochenendticket attraktiver machen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Besucherinnen und Besucher aus dem Umland nicht mehr willkommen sind. Dafür brauchen wir auch eine einladende Kommunikation ohne einen Fokus auf Negativmeldungen zur Parksituation in Braunschweig.“
Der Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e. V. (AAI):
Der AAI ist eine rund 200 Mitglieder starke Vereinigung aus Braunschweiger Unternehmen und Kaufleuten. Zur Stärkung der Innenstadt, dem Herzen Braunschweigs, wurde der Arbeitsausschuss 1985 gegründet und agiert seit 1999 als eingetragener Verein. Mit ehrenamtlichem Engagement vertritt und fördert der AAI die wirtschaftlichen Interessen von Handel und Gewerbe in Partnerschaft mit der Stadt Braunschweig, dem Stadtmarketing, der IHK, dem Einzelhandelsverband und anderen. Der Verein setzt sich ein für Aufenthaltsqualität, Vielfalt, Erlebnis, Service sowie Emotionen, und übernimmt soziale Verantwortung für eine starke Innenstadt.
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