Informationsabend des Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e. V. am 23. März 2011 im C1 Cinema

Braunschweigs Innenstadt-Handel wächst gegen den Bundestrend

Die Einkaufsstadt Braunschweig hat sich gegen den Bundestrend positiv entwickelt. Während bundesweit seit rund 20 Jahren die Umsätze im zentralen Einzelhandel zurückgehen, legt Braunschweig im Vergleichszeitraum um knapp vier Prozent zu. Mit rund elf Prozent Zuwachs der Einzelhandelsumsätze verzeichnete die Braunschweiger Innenstadt seit 2003 sogar eine dynamisch verstärkte Anziehungskraft. Diese positiven Zahlen nannte Volkmar von Carolath, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Innenstadt Braunschweig e.V. (AAI), während eines öffentlichen Informationsabends im C1 Cinema, an dem auch Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann als Redner teilnahm. Hannover hat demgegenüber in der Langzeitbetrachtung knapp elf Prozent und seit 2003 rund fünf Prozent verloren.

 

Volkmar von Carolath
Die positive Entwicklung der Innenstadt Braunschweigs in den vergangenen Jahren führt von Carolath vor allem auf die befruchtende, kontroverse Debatte um die Ansiedlung des ECE-Projekts Schloss-Arkaden zurück. „Wir haben angepackt und uns der Herausforderung gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer, der Stadt und nicht zuletzt dem Stadtmarketing erfolgreich gestellt“, sagte von Carolath. Die daraus resultierende gemeinsam erarbeitete Strategie habe Braunschweig zur attraktiven Einkaufsstadt Nr. 1 in Niedersachsen gemacht.
„Wir sind keine Verhinderer, sondern Mitgestalter. Wir sind das Herz der Stadt“, rief der AAI-Vorsitzende den über 100 anwesenden Einzelhändlern, Unternehmen und Mitgliedern aus der Braunschweiger Innenstadt zu. Der Einzelhandel der Stadt hatte der ECE-Ansiedlung kritisch gegenübergestanden und gemeinsam mit der IHK die entscheidenden Weichen für die verträgliche Lösung und eine gedeihliche Zusammenarbeit gestellt.

 
Als Gastredner pflichtete Oberbürgermeister Gert Hoffmann bei. „Die Innenstadt ist für die Lebensqualität und die Ausstrahlung einer Stadt sehr wichtig. Die Innenstadt zu stärken, ist also für einen Oberbürgermeister das Wichtigste, was er tun muss“, sagte er. Deswegen habe er auch die ECE-Ansiedlung forciert.
Hoffmann nannte die Wirkung des rekonstruierten Schlosses „überwältigend“. Der Wiederaufbau, die Eröffnung der Schloss-Arkaden und die Aufwertungen in der Innenstadt etwa am Bohlweg, dem Steinweg, der Münzstraße oder dem Kohlmarkt hätten entscheidende Impulse gegeben, auch für immense Nachfolge-Investitionen. „Die Schloss-Arkaden sind ein wirtschaftlicher Gewinn für die Stadt insgesamt, wenn auch sicher nicht für jeden Einzelhändler“, meinte Hoffmann angesichts der erhöhten Konkurrenz und der veränderten Käuferströme.
Dank der erhöhten Attraktivität der Geschäfte durch die großen Anstrengungen der Einzelhändler und dank der verbesserten Aufenthaltsqualität habe Braunschweig den Kaufkraftzufluss von hohem

Niveau kommend noch einmal um rund sechs Prozentpunkte steigern können. Die so genannte Einzelhandelszentralität liege aktuell nunmehr bei 155,1 – ein Spitzenwert in Deutschland. Die Entscheidung für die Schloss-Arkaden sei nötig gewesen, um der Stadt die Position als Einkaufsmetropole der Region trotz der Initiativen im Umland zu erhalten. Das sei bestens gelungen, bilanzierte Oberbürgermeister Hoffmann.

 

Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann
Braunschweig werde, so Hoffmann weitere Anstrengungen unternehmen, um das Image der Stadt stetig zu verbessern. „Wir sind noch lange nicht da, wo Braunschweig hingehört. Wir wollen in der ersten Liga der deutschen Städte spielen. Als zweitgrößte Stadt Niedersachsens können wir da nicht kleines Karo spielen“, kündigte er weitere Kampagnen nach der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas, Stadt der Wissenschaft und Kaiserjahr an.
Trotz vieler positiver Eckdaten warnte AAI-Vorsitzender Volkmar von Carolath vor weiterer Ausdehnung der Verkaufsflächen in Braunschweig. Die Steigerung der Verkaufsfläche in Relation zur Umsatzentwicklung hält er für Kaufleute für „wirtschaftlich ungesund“. Die Obergrenze der vertretbaren Verkaufsfläche sei erreicht. Alle Flächen, die darüber hinaus erschlossen würden, gingen zu Lasten des Bestands.

 
Er forderte die Stadt weiter auf, bei der Ausweitung der Randsortimente an der Peripherie aufzupassen, ob zulässige Grenzen nicht zum Nachteil des Innenstadt-Handels überschritten würden. Von Carolath nannte mit dem demografischen Wandel in der Gesellschaft und dem zunehmenden Online-Handel zwei weitere Aspekte, denen sich die Kaufmannschaft stellen müsste.
Von Carolath bot in dem Zusammenhang den Partnern von IHK, Stadt und Stadtmarketing an, gemeinsam an neuen Konzepten für die Zukunftsfähigkeit der Innenstadt zu arbeiten. Für die Stadt und damit auch für die Innenstadt-Kaufleute sieht der AAI-Vorsitzende ausgezeichnete Perspektiven mit der Entwicklung des Städte-Tourismus und als Kongress-Stadt. „Braunschweig ist ein attraktiver Standort mit einer anziehenden Mischung aus Historie und Modernität, mit hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt, einem tollen Kultur- und Sportangebot. Wir müssen das noch besser kommunizieren und nach draußen tragen. Braunschweig ist viel besser als sein Ruf“, ist Volkmar von Carolath überzeugt.

Informationsabend des Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig e. V. am 23. März 2011 im C1 Cinema

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