Wenn neue Kaufhäuser entstehen, reagiert bestehender Einzelhandel meist mit reflexartiger Abwehr. Anders ist das beim gestern komplettierten Kanada-Bau-Projekt am Kattreppeln. Der Arbeitsausschuss Innenstadt freut sich sogar über die neuen Ladengeschäfte.
Dabei wäre Sorge vor weiterer Konkurrenz nur zu verständlich. Doch es ist der neue Branchenmix, der überzeugt. Volkmar von Carolath, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Innenstadt, sagt „Mit Jako-O und Sport-Scheck wird die Einkaufsstadt noch attraktiver. Sie sind eine super Ergänzung.“ Grundsätzlich sei der Bedarf an Verkaufsfläche in der Innenstadt aber tatsächlich gesättigt.
Entscheidende Aspekte für die Verträglichkeit dürfte sein, dass beide neuen Anbieter mit ihren Sortimenten Außergewöhnliches, teilweise mit Alleinstellungsmerkmal, bieten.
„Wir können mit Jako-O der Bevölkerung im Großraum Braunschweig erstmals ein Ladengeschäft mit einem breiten, qualitativ hochwertigem Sortiment für junge Familien anbieten“, sagt Maic Laubrich, Geschäftsführer von Projektentwickler Kanada-Bau.
Braunschweigs Wirtschaftsdezernent Joachim Roth meint, dass durch die Vertragsunterzeichnung auf der Immobilienmesse Expo-Real in München die Umgestaltung des Geländes Alte Hauptpost deutlich an Fahrt aufnimmt. „Umliegenden Geschäfte werden von der Aufwertung profitieren,“ meint er.
Jako-O, das Versandunternehmen aus dem bayrischen Bad Rodach, kommt nach einer firmeninternen Analyse nach Braunschweig. Es gründet sein erstes Ladengeschäft in Niedersachsen. Christian Hubel, Leiter Einzelhandel und Expansion bei Jako-O, erklärt: „Der Wirtschaftsraum Braunschweig und die Kaufkraft im Familiensegment haben sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.“ Sein Unternehmen erkenne sehr gute innerstädtische Entwicklungstendenzen.
Geschäftsführer Frank Reitzig von Comfort-Einzelhandelsimmobilien (Düsseldorf) bescheinigt Braunschweig eine starke Innenstadtstruktur, die sich ein weitreichendes Einzugsgebiet aufgebaut hat. Comfort arbeitet bei der Vermarktung der Alten Post mit Kanada-Bau zusammen.
Das noch stehende alte Fernmeldeamt wird komplett abgerissen.
(aus der Braunschweiger Zeitung vom 06. Oktober 2010)